Der Bedarf an Lithium wird in den kommenden Jahren weiter wachsen. Im Braunkohlerevier Niederlausitz entsteht nun eine hochmoderne Anlage zur Produktion von batteriefähigem Lithiumhydroxid. Das Land Brandenburg hat die endgültige Genehmigung für das Werk des deutsch-kanadischen Unternehmens Rock Tech in Guben erteilt. Diese Konverter-Anlage ist die erste ihrer Art in Europa und verspricht, eine Schlüsselrolle in der E-Mobilität zu spielen.
Warum Lithium so wichtig ist
Lithium ist ein zentraler Rohstoff für die Herstellung von E-Auto-Batterien. Für herkömmliche Lithium-Ionen-Akkus werden zwischen 120 und 180 Gramm Lithium pro Kilowattstunde benötigt. Ein 60-kWh-Akku enthält also rund zehn Kilogramm Lithium. Die steigende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen treibt den Bedarf an diesem Metall kontinuierlich nach oben.
Produktion im großen Stil
Das neue Werk in Guben wird jährlich etwa 24.000 Tonnen batteriefähiges Lithiumhydroxid produzieren. Diese Menge reicht aus, um beispielsweise 2,4 Millionen Tesla Model Y Standard Range mit Batterien zu versorgen. Der Grundstoff für die Produktion, lithiumhaltiges Gestein, wird in der kanadischen Provinz Ontario abgebaut. Gleichzeitig soll auch die Rückgewinnung von Lithium aus Altbatterien zunehmend an Bedeutung gewinnen. Bis 2030 könnten bereits 50 Prozent der Produktion auf Recycling basieren.
Partnerschaft mit Mercedes-Benz
Zu den ersten Kunden des Werks zählt Mercedes-Benz. Der Automobilhersteller plant, jährlich rund 10.000 Tonnen des produzierten Lithiums abzunehmen, was je nach Akku-Größe für etwa eine Million Fahrzeuge ausreicht. Die Produktion soll Mitte nächsten Jahres beginnen, sodass erste Auslieferungen ab 2026 erfolgen könnten. Rock Tech plant zudem, in den nächsten Jahren vier weitere Konverter-Anlagen in Europa und Nordamerika zu errichten.
Ein Schritt in Richtung klimaneutrale Zukunft
Der erste Spatenstich für das Werk in Guben erfolgte bereits im ersten Quartal 2023. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke bezeichnete das Projekt als „einen weiteren Schritt zur klimaneutralen und zukunftsstarken Gewinnerregion“. Wirtschaftsminister Jörg Steinbach betonte, dass Brandenburg damit die komplette Wertschöpfungskette von der Rohstoffaufbereitung über die Batterie- und Zellfertigung bis hin zum E-Autobau und dem Batterierecycling abdecken könne.
Wirtschaftliche und ökologische Bedeutung
Die Errichtung der Anlage war jedoch nicht ohne Herausforderungen. Rock Tech ging bei der Fördervergabe des Bundes leer aus, was zwischenzeitlich das Projekt gefährdete. Dennoch gibt es einen konstruktiven Austausch mit der Landesregierung, und das Interesse an der Ansiedlung ist groß, da rund 160 dauerhafte Arbeitsplätze entstehen sollen. Dies ist besonders wichtig für die Region, die vom Braunkohle-Ausstieg stark betroffen ist.
Zukünftige Entwicklungen
Die britische Agentur Benchmark Minerals prognostiziert, dass der Bedarf an Lithium bis 2028 auf 1,57 Millionen Tonnen steigen wird. In der Akku-Produktion könnte jedoch auch eine gegenläufige Entwicklung stattfinden, da viele Festkörperbatterien deutlich weniger Lithium benötigen. Dennoch bleibt Lithium ein unverzichtbarer Bestandteil der aktuellen und zukünftigen Batterietechnologie.