Der schwedische Batteriehersteller Northvolt, einst als Europas größter Hoffnungsträger für heimische EV-Batterien angesehen, steht vor großen Herausforderungen. Laut vertraulichen Quellen hat Northvolt begonnen, seine Vorräte an Batterie-Rohstoffen zu verkaufen, um dringend benötigte finanzielle Mittel zu sichern. Dieser Schritt folgt auf die Entscheidung des Unternehmens, ein Fünftel seiner Belegschaft zu entlassen und Teile seiner Produktion einzustellen.
Fokus auf Kernkompetenz – Herstellung von Batteriezellen
Ursprünglich plante Northvolt eine vollständige Integration entlang der Batterie-Wertschöpfungskette, von der Materialproduktion über die Herstellung von Batterien bis hin zum Recycling. Doch das Unternehmen hat diese ambitionierten Pläne zurückgeschraubt und sich nun auf die großangelegte Herstellung von Batteriezellen konzentriert. Dies bedeutet auch das Ende der Produktion von Kathodenaktivmaterialien (CAM) in der Gigafabrik in Schweden.
Die Entscheidung, die Produktion von CAM einzustellen, hat zur Folge, dass Vorräte an Nickel-Sulfat und Lithium-Hydroxid überflüssig geworden sind. Da beide Materialien eine begrenzte Haltbarkeit haben, steht Northvolt unter Druck, diese Rohstoffe möglichst schnell zu verkaufen.
Finanzielle Probleme und verschärfte Konkurrenz
Der Verkauf der überschüssigen Materialien ist eine von mehreren Maßnahmen, die das Unternehmen ergreift, um seine Finanzen zu stabilisieren. Northvolt hat im Jahr 2023 einen Verlust von 1,2 Milliarden Dollar gemeldet, und der CEO des Unternehmens räumte ein, dass die Expansion zu aggressiv war. Neben finanziellen Schwierigkeiten kämpft Northvolt auch mit Qualitätsproblemen bei der Produktion und schwacher Nachfrage, was sich negativ auf die geplante Lieferung von Batterien an große Kunden wie Scania und BMW ausgewirkt hat.
Während Northvolt weiterhin nach Möglichkeiten sucht, frisches Kapital zu beschaffen, ist es unklar, wie viel Material sich noch im Bestand des Unternehmens befindet und welchen Wert ein möglicher Verkauf haben könnte. Besonders die Preise für Lithium-Hydroxid, das derzeit um 10.000 Dollar pro Tonne gehandelt wird, sind stark gefallen – noch im Dezember 2022 erreichten die Preise Höchststände von über 80.000 Dollar pro Tonne.
Ausblick für die europäische Batterien-Industrie
Northvolt galt lange als Vorreiter in der europäischen Batterien-Industrie und liegt trotz der aktuellen Schwierigkeiten weiter vor Konkurrenten wie Morrow Batteries aus Norwegen oder der Automotive Cells Company (ACC), einem Joint Venture von Stellantis und Mercedes. Doch die Probleme von Northvolt werfen einen Schatten auf Europas Bestrebungen, eine unabhängige Batterien-Industrie für Elektrofahrzeuge aufzubauen.
Um die Herausforderungen zu meistern, muss das Unternehmen nicht nur seine internen Prozesse optimieren, sondern sich auch gegen die starke Konkurrenz aus China behaupten. Der globale Wettbewerb wird durch Überkapazitäten auf dem Lithium-Markt und stagnierende EV-Verkäufe weiter verschärft.